Puch Museum Graz

Puch Haflinger

Steyr-Puch-Haflinger, der richtungsweisende Geländewagen aus Graz :

1959 wird in Graz auch mit der Produktion eines geländegängigen allradgetriebenen  Kleinwagens begonnen. Eine Erfolgsgeschichte, die über den Puch-Pinzgauer, dem größeren Bruder des Haflinger, hin zum Merzedes/Puch G fortgeschrieben wird, eine weltweite Erfolgsgeschichte. Graz bzw. Steyr-Daimler-Puch und ab 2001 MAGNA-Steyr wurde so international zur ersten Adresse in der Entwicklung und Fertigung von Allradfahrzeugen bzw. Allradkomponenten.

Erich Ledwinka

Namensgebung


Der Haflinger ist nach der gleichnamigen robusten Pferderasse benannt, die für ihre Belastbarkeit in schwierigem Gelände bekannt ist.

Entwicklung


Der Steyr-Puch Haflinger wurde in den späten 1950er-Jahren entwickelt, um die Anforderungen des österreichischen Militärs und zivilen Nutzern an ein leichtes, geländegängiges Fahrzeug zu erfüllen. Das Ziel war es, ein kompaktes Fahrzeug zu schaffen, das nicht nur extrem geländetauglich, sondern auch vielseitig einsetzbar und wartungsfreundlich war.
Die Entwicklung begann 1956 unter der Leitung von Erich Ledwinka (siehe Bild), dem Sohn des bekannten Automobilingenieurs Hans Ledwinka.


Die Serienproduktion startete 1959 bei Steyr-Daimler-Puch
in Graz, Österreich.

Der Haflinger wurde schnell ein Erfolg und fand sowohl bei militärischen als auch zivilen Nutzern weltweite Verbreitung. Bis zum Ende der Produktion im Jahr 1974 wurden über 16.000 Exemplare gebaut und in mehr als 100 Länder exportiert.


Technische Daten

Der Haflinger beeindruckte durch seine einfache, aber effektive Konstruktion, die ihn äußerst geländetauglich und vielseitig machte.

AntriebPermanent angetriebene Hinterachse, zuschaltbarer Allradantrieb (4×4).
Sperrdifferentiale an beiden Achsen.
MotorLuftgekühlter Zweizylinder-Viertalt-Boxermotor (Benzin) mit einer durch Keilriemen angetriebenen Gebläseluftkühlung aus der Steyr-Puch 500 Serie.
Hubraum: 643 cm³.
Leistung: 24 PS bei 4.500 U/min (spätere Modelle bis zu 27 PS).
FahrwerkUnabhängige Radaufhängung mit Schraubenfedern.
Bodenfreiheit: 21 cm, extrem vorteilhaft für schwieriges Gelände.
Abmessungen
Gewicht
Länge: 2,97 m.
Breite: 1,35 m.
Höhe: 1,78 m.
Leergewicht: Ca. 600 kg.
Nutzlast: Bis zu 500 kg.
HöchstgeschwindigkeitCa. 70 km/h auf der Straße.

Details

Motor: Merkmale des von Erich Ledwinka für den Puch 500 konstruierten Motors sind eine dreifach gelagerte, speziell gehärtete Kurbelwelle und Zylinderköpfe aus Leichtmetall mit Ventilen, die von einer zentralen Nockenwelle über Stoßstangen und Kipphebel gesteuert werden; Einfach- oder Doppel-Fallstromvergaser, ab 1962 24 PS und ab 1967 27 PS.

Wechselgetriebe: Das vollsynchronisierte 4-Ganggetriebe ( ab 1961 auch mit zusätzlichem synchr. Kriechgang, ab 1967 serienmäßig mit vollsynchr. 5-Gang-Getriebe) zusammen mit dem Hinterachsantrieb ist mit dem Motor verblockt. 

Fahrgestell: Zentralrohr mit 4 an diesem angelenkten Pendel-Halbachsen. Die Radantriebe sind als Portalachsen ausgebildet, durch die Stirnradvorgelege erfolgt eine zusätzliche Drehzahluntersetzung im Radantrieb und wird eine wesentlich verbesserte Bodenfreiheit insbesondere im Hinblick auf die 12“ Bereifung erzielt. Sämtliche Antriebswellen laufen geschützt in Rohren bzw. rohrförmigen Stahlblechkörpern.

Es gab den Radstand mit 1500 mm – Typ 700 AP  – oder mit 1800 mm – Typ 703 AP , AP steht für Arbeitsplattform. 

Federung: Schraubenfedern mit innenliegenden Gummiholfedern, dadurch ergibt sich eine äußerst progressive Federkennung, doppelt wirkende hydraulische Teleskopstoßdämpfer.

Weitere Konstruktionsmerkmale: Während der Fahrt zuschaltbar sind der Vorderachsantrieb sowie die hintere und die vordere Differentialsperre.

Die Aufbauten konnten individuell geordert werden ( Plane, zweitürig, viertürig, fester Aufbau aus Aluminium, zweitüriges Polyesterfahrerhaus etc., der 700 AP mit bis zu 4 Sitzen, der 703 AP mit bis zu 6 Sitzen ).

Haflinger
Zivil Haflinger

Produktion und Verkauf

In den Jahren 1959 bis 1974 wurden ca. 16.600 Puch-Haflinger produziert, davon wurden u.a. ca. 3.000 Sück an das Österreichische Bundesheer und ca. 4.000 Stück an die Schweizer Armee geliefert, sowie Modelle für den zivilen Sektor und Sonderausstattungen für die Kommunen, die Feuerwehren, die Bergrettung aber auch die damalige Gendarmerie und die Polizei.

Produktionsende

Die Produktion des Haflingers wurde 1974 eingestellt, als der größere und leistungsstärkere Pinzgauer eingeführt wurde. Dennoch bleibt der Haflinger ein Symbol für ingenieurtechnische Präzision und gilt als Meilenstein in der Geschichte der Geländefahrzeuge.


Export

Der Haflinger wurde nicht nur in Europa, sondern auch in Ländern wie Australien, Neuseeland, den USA und Afrika eingesetzt. Viele der exportierten Modelle wurden speziell an die Bedürfnisse der Kunden angepasst, z. B. als Ambulanz-, Feuerwehr- oder Transportfahrzeug.

Einsatzbereiche

Der Haflinger wurde sowohl vom österreichischen Militär als auch von zivilen Organisationen wie Bergrettungsdiensten, Förstern und landwirtschaftlichen Betrieben geschätzt. Seine außergewöhnliche Wendigkeit und Zuverlässigkeit machten ihn ideal für schwer zugängliche Gebiete.

Heute

Heute ist der Haflinger ein begehrtes Sammlerstück, und viele Fahrzeuge sind trotz ihres Alters noch immer im Einsatz. Sie werden in Oldtimer-Clubs und bei Offroad-Veranstaltungen auf der ganzen Welt geschätzt.


Beispiele von Liefervarianten und Anwendungsfälle des Haflingers


Modifikationen für Sport und Expiditionen


Viele Haflinger wurden für Wettbewerbe oder extreme Bedingungen modifiziert. Nachfolgend die Schwerpunkte dieser Modifikationen

LeistungssteigerungAustausch des Standardmotors gegen stärkere Varianten, etwa Motoren mit über 30 PS.
Zusätzliche Kühlsysteme für heiße Regionen.
Reifen und FahrerkVerwendung von speziellen Geländereifen mit erhöhter Traktion.
Anpassung der Federung für höhere Zuladungen bei Expeditionen.
SchutzvorrichtungenÜberrollbügel und Käfige für Rallye-Einsätze.
Zusätzliche Karosserieschutzplatten für steiniges oder sandiges Gelände.
SolarzellenIn den 1980er-Jahren baute ein Team von Ingenieuren einen Haflinger mit Solarmodulen, um das Fahrzeug für Wüstendurchquerungen unabhängig von Kraftstoff zu machen.
Amphibischer ZusatzEin Haflinger wurde für eine Expedition in Sibirien modifiziert, bei der Flüsse überquert werden mussten. Mit Pontons ausgestattet, konnte das Fahrzeug wie ein Boot auf dem Wasser schwimmen und gleichzeitig seinen Allradantrieb nutzen, um sich ans Ufer zu ziehen.

Einsatzschlaglichter

Haflinger als Brückenbauer in Afrika

  • Zeitpunkt: 1962
  • Ort: Tansania, Nähe des Lake Victoria
  • Beteiligte Personen:
    • Expeditionsleiter: Dr. Wilhelm Huber, ein österreichischer Geologe.
    • Techniker: Ernst Riedl, ein Spezialist für Expeditionsfahrzeuge.

Die Expedition war Teil eines geologischen Projekts, das vom österreichischen Institut für Geowissenschaften unterstützt wurde. Die Gruppe stand vor einem zerstörten Brückenübergang und improvisierte mit einem Haflinger, der mit einer Seilwinde ausgestattet war. Die Aktion wurde später in einem Artikel des österreichischen „Alpenvereins-Magazins“ dokumentiert.

Haflinger als Brückenbauer in Afrika

  • Zeitpunkt: 1962
  • Ort: Tansania, Nähe des Lake Victoria
  • Beteiligte Personen:
    • Expeditionsleiter: Dr. Wilhelm Huber, ein österreichischer Geologe.
    • Techniker: Ernst Riedl, ein Spezialist für Expeditionsfahrzeuge.

Die Expedition war Teil eines geologischen Projekts, das vom österreichischen Institut für Geowissenschaften unterstützt wurde. Die Gruppe stand vor einem zerstörten Brückenübergang und improvisierte mit einem Haflinger, der mit einer Seilwinde ausgestattet war. Die Aktion wurde später in einem Artikel des österreichischen „Alpenvereins-Magazins“ dokumentiert.

Australische Outback-Rallye

  • Zeitpunkt: September 1967
  • Ort: Simpson-Wüste, Australien
  • Beteiligte Personen:
    • Fahrer: Bruce McAllister, ein australischer Rallye-Enthusiast.
    • Team: Zwei australische Techniker, darunter Colin Telford, ein Haflinger-Mechaniker.

Die Rallye wurde von einem lokalen Automobilclub organisiert und führte über 1.500 Kilometer durch Wüste, Buschland und felsige Pfade. Der Haflinger erreichte den dritten Platz, obwohl er der kleinste Teilnehmer war. McAllister lobte das Fahrzeug als „Wunderwerk der Ingenieurskunst“.

Haflinger bei der NASA

  • Zeitpunkt: 1972-1974
  • Ort: USA, Testgelände in Kalifornien und Nevada (u. a. Death Valley)
  • Beteiligte Personen:
    • NASA-Projektleiter: Dr. James Fletcher, Administrator bei der NASA.
    • Fahrzeugingenieur: Dr. Charles Freeman, Spezialist für Robotertechnik.

Die NASA interessierte sich für den Haflinger aufgrund seiner Geländetauglichkeit und modularen Bauweise. Prototypen wurden verwendet, um mögliche Mond- und Marsfahrzeuge zu simulieren. Obwohl letztendlich andere Designs bevorzugt wurden, war der Haflinger in frühen Tests besonders erfolgreich.

Rekordfahrt in der Sahara

  • Zeitpunkt: April 1970
  • Ort: Algerien, zwischen Ouargla und Tamanrasset
  • Beteiligte Personen:
    • Teamleiter: Jean-Claude Dubois, ein französischer Abenteurer.
    • Fahrer: Ahmed Belkacem, ein lokaler Mechaniker.

Das Ziel der Expedition war es, die Belastbarkeit des Haflingers bei extremer Hitze und Sanddünen zu testen. Die Fahrt dauerte 6 Tage und verlief ohne größere technische Probleme. Die Geschichte wurde in der französischen Zeitschrift „4×4 Magazine“ veröffentlicht.


Rettungsaktion in den Schweizer Alpen

  • Zeitpunkt: Februar 1972
  • Ort: Matterhorn-Region, Schweiz
  • Beteiligte Personen:
    • Bergrettungsleiter: Hans-Peter Ziegler, ein erfahrener Rettungsleiter.
    • Fahrer: Lukas Meier, ein Schweizer Haflinger-Besitzer.

Nach einem Lawinenabgang in der Nähe von Zermatt wurde der Haflinger verwendet, um Rettungsteams und Ausrüstung an einen schwer zugänglichen Ort zu transportieren. Dank der Seilwinde konnten auch verschüttete Personen geborgen werden. Diese Aktion wurde in der Schweizer Presse breit diskutiert und trug zur Popularität des Haflingers bei., um mögliche Mond- und Marsfahrzeuge zu simulieren. Obwohl letztendlich andere Designs bevorzugt wurden, war der Haflinger in frühen Tests besonders erfolgreich.

Rekordfahrt in der Sahara

  • Zeitpunkt: April 1970
  • Ort: Algerien, zwischen Ouargla und Tamanrasset
  • Beteiligte Personen:
    • Teamleiter: Jean-Claude Dubois, ein französischer Abenteurer.
    • Fahrer: Ahmed Belkacem, ein lokaler Mechaniker.

Das Ziel der Expedition war es, die Belastbarkeit des Haflingers bei extremer Hitze und Sanddünen zu testen. Die Fahrt dauerte 6 Tage und verlief ohne größere technische Probleme. Die Geschichte wurde in der französischen Zeitschrift „4×4 Magazine“ veröffentlicht.


Amphibischer Haflinger

  • Zeitpunkt: 1969 (Amphibium) und 1982 (Solar)
  • Beteiligte Personen:
    • Amphibium: Konstrukteur war Ing. Alfred Kraus, ein österreichischer Ingenieur, der den Haflinger für eine Expedition in Sibirien modifizierte.

Das amphibische Fahrzeug meisterte erfolgreich Flussüberquerungen.

Der Haflinger war weit mehr als nur ein Geländewagen – er war ein Symbol für Innovation und Abenteuergeist. Die Geschichten hinter den Menschen und Ereignissen zeigen, wie vielseitig und inspirierend dieses Fahrzeug war und ist.


Heinz Marischka (Österreich):
Ein bekannter Rallye-Fahrer, der den Haflinger bei mehreren internationalen Offroad-Wettbewerben einsetzt, lobte das Fahrzeug als „unscheinbaren Helden“, der oft bessere Platzierungen erreichte als viel größere Geländewagen.


Literatur, Links

https://prokschi.at/haflinger/literatur.html?utm_source=chatgpt.comLiteratur über den Haflinger (Prokschi hat auch Ersatzteile für ihn)
http://www.austroclassic.at/index.phpZahlreiche Artikel über den Puch Haflinger
Edition WHDas Buch von Walter Blasi: Der Steyr-Puch Haflinger des Österreichischen Bundesheeres. Die Zeitschrift Austro Classic berichtet auf drei Seiten über diese Neuerscheinung!
WikipediaDie Wikipedia-Seite zum Steyr-Puch Haflinger bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte und technischen Daten des Fahrzeugs.
YouTubePuch Haflinger – Introduction @ Swiss Army (1960)
Das Video zeigt den Einsatz des Haflingers bei der schweizer Armee.

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