johann puch museum graz / seite #7

Bemerkenswert! Der Minister ging als einer der letzten Gäste. Das ist also keineswegs bloß ein Anstandsbesuch gewesen. Man möge mir nachsehen, daß ich aus meiner Position bei so einem Abend freilich die Dokumentation mit den Autoren beginne, die mir dabei absoluten Vorrang haben.

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Minister Wolfgang Brandstetter (links) und Gemeinderat Peter Piffl-Percevic

Ich bin dann auch sehr schnell bei den alten Meistern, die ja schließlich viel von dem gemacht haben, was wir etwa im Museum bestaunen und worüber wir im Buch nachlesen.

Es hat mir sehr gefallen, mich bei dieser Buchpräsentation in der Gesellschaft von wenigstens drei Generationen der Handwerker zu befinden, von denen die jungen nun etwas weitertragen, was eindeutig in der Tradition von Altmeister Johann Puch steht.

Im Upcycling wird ein Massenpublikum wieder an Qualitätsstandards herangeführt, durch die dann beispielsweise jemand plötzlich bemerkt, daß ein altes Puch-Rennrad x mal besser rollt als ein billiges Graffel aus heutigen Halden.

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Leute wie er haben das Erbe angetreten: Bernd Kober (Muchar Upcycle)

Man muß dann schon einige Kennerschaft und auch leibliche Konstitution errungen haben, um das nötige Geld erübrigen zu wollen, welches Qualitätsräder, wie sie für Johann Puch selbstverständlich waren, nun einmal kosten.

Diesbezüglich werden Sie bei den jungen Handwerkern die nötige Sachkenntnis und auch Leidenschaft finden, um eine passende Wahl treffen zu können, bei der man entsprechend begleitet wird. Da spannt sich also ein Jahrhundert-Bogen in die Gegenwart.

Freilich darf man die Rolle der Honoratioren in all dem nicht gering schätzen. Sie bewegen oft jene Kräftespiele, dank derer nötige Ressourcen verfügbar werden, um zum Beispiel jene Wissens- und Kulturarbeit zu leisten, durch die erhalten bleibt, was davor nirgends dokumentiert gewesen ist.

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Repräsentation ist ein unverzichtbarer Teil des Ringens um Möglichkeiten

Doch auch die Fahrzeuge selbst gehen ja verloren, wenn man nicht ständig mit ihnen befaßt ist, was enormen Aufwand verlangt. Das Schreckenswort, von dem Laien gewöhnlich nichts wissen, lautet Standschaden. Ein Fahrzeug, das nicht bewegt wird, beginnt schon nach wenigen Monaten kaputtzugehen.

Thomas Kada, der sich auf Steyr LKW spazialisiert hat, meinte dazu: "Standschäden hat der Teufel erfunden. Bei der Maschine wie beim Menschen."

Es sind also Emotionen, Sachkenntnis, Hingabe, Ausdauer und letztlich unbegrenzt materielle Mittel nötig, um diesen Teil unserer Kultur zu sichern. Etwas davon löst sich in dem ein, was seit den 1950er-Jahren von der Wissenschaft als "Volkskultur in der technischen Welt" begleitet und beschrieben wird; etwa in der lebhaften Schrauber- und Sammlerszene.

Etliches braucht fixe Häuser als "Basislager", Drehscheibe, Umschlagplatz, als Depot und Archiv. Zu all dem gehört eine lebendige und weit offene Kommunikationsstruktur. Unter anderem eben, damit Wissen, dessen Verlust uns droht, festgehalten werden kann.

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Denken und Tun gehören zusammen:
Altmeister Fredi Thaler (links) und Verleger Herbert Weishaupt

Da spielt dann auch das Verlagswesen eine wichtige Rolle, wo erfahrene Autoren auf einen risikofreudigen Verleger treffen, denn so viel muß klar sein: Sollte ein Buch wie "Die Geschichte der Puch-Fahrräder" die angemessene Bezahlung aller geleisteten Arbeit hereinwirtschaften, müßte das einzelne Exemplar einen Kaufpreis haben, den kein Mensch bezahlen möchte.

So ist das Buch im aktuellen Kontext seiner Präsentation auch ein vitales Beispiel, wie Hauptamt und Ehrenamt zusammenwirken müssen, damit manches gelingt, wie sich also bezahlte und unbezahlte Arbeit verzahnen lassen, weil so ein Projekt sonst nicht realisierbar wäre.

Denken Sie daran bitte, wenn Sie manchmal bei einem Kaufpreis oder einem Eintrittspreis kurz das Gefühl bekommen, Sie hätten es gerne billiger. Sie tragen etwas zu dieser Wissens- und Kulturarbeit bei, die keine Gesellschaft erleben könnte, wenn dabei jeder Handgriff bezahlt werden müßte.

Lassen Sie es mich so zusammenfassen: Warum die Dinge teuer sind, die uns teuer sind, will nicht jeder gleich verstehen. Da sollten wir nicht müde werden, es zu erklären.

Martin Krusche, Sekretär

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