johann puch museum graz, das 2020-projekt, seite #1

Die Stadt Graz hat für 2020 ein spezielles Kulturjahr ausgerufen. Das Motto „Kultur schafft urbane Zukunft“ hat eine interessante historische Dimension in der Tatsache, daß die Steiermark bis ins 19. Jahrhundert eine eher rückständige Region war, stellenweise ein Armenhaus der Monarchie. Aus der Landwirtschaft konnte hier kein Wohlstand entstehen. Erst durch die Industrialisierung fanden talentierte Menschen entsprechende Rahmenbedingungen, durch die ihr Geschick wirtschaftlich tragfähig werden konnte.

Der vormalige Keuschler-Bub und Handwerker Johann Puch aus der Untersteiermark (heute ein Teil Sloweniens) ist ein äußerst populäres Beispiel dafür.

Ein Beispiel für die prinzipielle Möglichkeit, daß jemand aus den subalternen Schichten in diesen Modernisierungsschüben einen sozialen Aufstieg vollziehen konnte. Aber mehr noch, daß sich soziale und kulturelle Bedingungen verändern ließen.

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Das Maschinenzeitalter hat in Europa eine soziale Mobilität der Menschen eingeleitet, welche in der agrarischen Welt unmöglich war. Etlichen Vorteilen standen freilich auch belastende Effekte gegenüber. Der Rückblick gibt uns darüber viel Klarheit, der Ausblick ist eine große Herausforderung.

Die Stadt Graz hat für jeden Abschnitt dieser Veränderungen anschauliche Beispiele. Das meint, von der ersten bis zur vierten industriellen Revolution finden sich bedeutende Exempel in der Stadt. Dabei mag überraschen, daß ausgerechnet durch jenes Terrain, auf dem Johann Puch einst sein Stammwerk errichtet hat, alle vier Abschnitte belegbar, darstellbar sind. Das Motto „Kultur schafft urbane Zukunft“ deuten wir auch so:

In der Landeshauptstadt dürfen wir nun nicht alten Denkweisen des 19. Jahrhunderts reproduzieren, wo vor allem durch die Industrialisierung das Zentrum seine Peripherie zur Provinz gemacht hat.

Das Landeszentrum wird im Laufe der Vierten Industriellen Revolution ein anderes Verhältnis zum übrigen Land entwickeln müssen, wie auch die Stadt nicht mehr in Kategorien der mittelalterlichen Stadt gedacht werden kann, wovon viele Menschen noch in ihren Ansichten geprägt erscheinen. Das heißt unter anderem, wir müssen das antiquierte Denkmodell Zentrum-Peripherie überarbeiten.

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Karlheinz Rathkolb

Das Johann Puch Museum Graz ist dabei ein bedeutender Angelpunkt dieser komplexen Erzählung, überdies genau an jenem historischen Ort angesiedelt, wo sich der erwähnte Prozeß quer durch das 20. Jahrhundert esemplarisch entfaltet hat.

Nun haben wir ein erstes Basis-Team formiert, um dieser Themenstellung gewachsen zu sein. Und wir haben für das Jahr 2019 eine Vorläuferprojekt eingerichtet, in dem inhaltliche Grundlagen für 2020 erarbeitet, präzisiert werden. Dieses 2019er Projekt wird unter dem Titel "Mythos Puch VI: Das Geflecht" realisiert. Siehe: [link]

Dazu sind momentan zwei Duo-Situationen eingerichtet:

Duo #1:
a) Karlheinz Rathkolb, Museumsleiter, Praktiker der Schrauber- und Sammlerszene
b) Martin Krusche, Künstler, versiert in Sozial-, Technologie & Mobilitätsgeschichte

Duo #2:
a) Hermann Maurer, Wissenschafter (Informatik, TU Graz)
b) Martin Krusche, Künstler (Art Under Net Conditions)

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Hermann Maurer (links) und Martin Krusche

Zur inhaltlichen Arbeit haben wir vorerst fünf physische Bezugspunke ausgewählt, also Objekte greifbarer Natur, zwischen denen die kommende Erzählung festgemacht und entfaltet wird:

1) Das Terrain des Einser-Werkes
2) Der Mühlgang
3) Die Halle P
4) Die Leuchtreklame mit dem Puch-Logo
5) Die Eurostar Stahlskulptur

Details dazu finden Sie in der Notiz "Das Koordinatensystem für 2019". Die Projektentwicklung können Sie via Internet verfolgen. Das 2019er Vorläuferprojekt ist in einer Kooperation von drei Instanzen verankert:

1) Johann Puch Museum Graz
2) Kultur.at: Verein für Medienkultur
3) Austria-Forum

Konzept: Martin Krusche


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